Quantcast
Channel: suddengrey
Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Don’t Panic

$
0
0

Christopher Lauer sagt in seiner Rede am 28.06. zur Kandidatur als politischer Geschäftsführer: „Das Gebashe auf Twitter ist kein Richtungsstreit. Das ist verbale Diarrhö“. Währenddessen tobt der ganze Saal. 2/3 buhen, 1/3 jubelt. Ein paar Leute dazwischen wissen nicht, was mit ihnen passiert. Ich werde auf Twitter angeschrieben: „Ja aber der Lauer hat doch angefangen!“ Ein bisschen trotzig und verständnislos. Aber Hauptsache jeder hat etwas dazu gesagt und sich selbst ins richtige Licht gerückt.
Die Piraten werden sehr intelligent getriggert. Während einer in das Wespennest sticht, fangen die Mitglieder an sich hektisch verbal zu bewegen und auszuweichen. Dabei fallen sie übereinander (her) und verletzen sich gegenseitig aber auch die Partei in ihren Wurzeln. Der Film vor dem inneren Augen ist wahrscheinlich bei allen ein anderer aber am Ende verschwindet die Partei in der Versenkung und das ist doch das, was wir alle vermeiden wollen.

Das Problem sind nicht die Leute die triggern. Das Problem ist jedes einzelne Mitglied selbst. Seit Monaten (oder Jahren?) wird ohne Pause gearbeitet. Jeder will die Partei retten und ist dementsprechend erschöpft. Wenn sie dann eine kleine Erschütterung erfährt, liegen die Nerven blank. Innehalten und über das Gesagte nachdenken ist nicht mehr möglich, der Beißreflex ist schneller. Sofort gibt es eine Schleife von Rechtfertigungen und am Ende fühlt sich nur die Person schlecht, die eigentlich versucht hat ihre eigene Haut zu retten. Diese Verletzung geht so tief, dass ich in Gesprächen selbst Wochen später feststelle, dass die Personen gereizt sind und keinen klaren Blick mehr haben. Einfach aus der Angst heraus, sie könnten in die ________________ Ecke gestellt werden. Dieser Platz bleibt bewusst frei, denn die Ängste sind so unterschiedlich wie jedes Mitglied selbst.

Bei jedem Gate bin ich wieder schockiert, wie schnell sich die Menschen provozieren lassen. Selbst wenn ein Statement veröffentlicht und im Nachgang mit dem gleichen Mittel angegriffen wird, können die Mitglieder nicht abschalten sondern reiben sich wieder und wieder daran auf. Machen sich selbst weiter kaputt. Weil die Selbstsicherheit fehlt und der Hintergedanke bleibt „Habe ich jetzt gerade wirklich richtig gehandelt?“

Natürlich kann man den Vorwurf an die Provokateure richten. Aber sind wir denn nicht selbst dafür verantwortlich, wie wir darauf reagieren? Wäre unsere Partei nicht strukturierter und gesetzter wenn jeder Einzelne abwägt, ob die nächste Antwort nötig ist? Macht es die Rechtfertigung nicht noch schlimmer, im Sinne von „getroffene Hunde bellen“? Oder sollten wir uns nicht einfach mal die Frage stellen, ob derjenige, der uns angreift am Ende vielleicht sogar richtig liegt?

Ich wünsche mir eine #DontPanic Kultur, in der wir erst mal nachdenken, bevor wir die nächste Sau durchs Dorf treiben. In der die Mitglieder verstehen, dass sie selbst der Stein des Anstoßes sein können für fünf weitere Leute, die Unruhe provozieren. In der wir uns kurz fragen „Ist die nächste Antwort, die ich gebe nicht ein Stück weit unter meine Würde oder vielleicht sogar falsch?“

Wir können die Piraten wieder auf die Füße stellen, denn wir alle tragen Verantwortung für die Außendarstellung dieser Partei. Nicht nur die Vorstände, nicht nur die Abgeordneten und Mandatsträger. Auch die Menschen auf den Stammtischen und die Einzelkämpfer. Denn jeder ist ein Multiplikator und wir sollten diese Kräfte nutzen, um uns auf Fehler hinzuweisen, unsere Arbeit gut zu organisieren und die anderen Parteien „vor uns herzutreiben“, wie Kattascha es so schön sagt.

In diesem Sinne: Don‘t Panic.

flattr this!


Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Latest Images





Latest Images